Blick in den Lichthof mit verfallenem Glasdach im ehemaligen Arbeiteramt der AG Weser Werft, Bremen
Anlässlich eines Künstlersymposiums entwickelte ich 1992 eine raumbezogene Installation in der Hafenbrache Bremen-Gröpelingen. Das Gebäude stand damals bereits zehn Jahre verlassen, die Spuren des Verfalls waren ihm deutlich abzulesen. Ich reagierte auf die Ausblühungen an den Wänden der funktionslos gewordenen Räume. So hob ich im Treppenhaus die verfärbten, abblätternden, durch Feuchtigkeit versotteten Wandpartien durch Rahmungen hervor, als Metaphern für Zeit und Vergänglichkeit. Meine monochromen Sandbilder traten in einen Dialog mit den vielfarbigen Veränderungen der Wandflächen. Dadurch fand eine Umdeutung statt: Kunst wurde zu Wand, Wand zu Kunst.
In 1992, on the occasion of an artist symposium at the Bremer AG Weser, in Bremen-Gröpelingen, I developed an indoor installation. The building had been abandoned for ten years, and one could read the evidence of decline on its walls. So I responded to the allure of the eroded nature of the empty, useless rooms. In the stairways I isolated areas of the discolored, flaking and dampness-altered walls by framing them. My sand painting-objects, as metaphors of time and transience, related to these wall surfaces. In this way, a discourse emerged between my paintings and my “selected” images of the building’s desuetude. A reinterpretation took place: Arts turned to walls, and walls to art. Licht Treppen Haus
Wenn Gebäude vereinsamen, beginnen sie leise zu verfallen,
sich aufzulösen, zu sterben. Eindringendes Wasser etwa
verwandelt die Materie: Im Vergehen, Ausblühen, entsteht
anderes, Unbewusstes. In der Realität des Zerfallenden
wird das Gemachte der farbig geronnen Sände der Bildobjekte
zum Zeichen, das dem Gewordenen des Zerfalls seine
Signatur gibt, in ihm verschwindet und wieder auftaucht:
Mehr selbstverständliche Identität stiftend als ästhetischen
Kontrast wollend, gleichzeitig Einspruch erhebend gegen
das Verschweigen, gegen die Verdrängung des Verfalls und
Verschwindens.
Rainer B. Schossig, aus: Katalog zum Ausstellungsprojekt Lichthaus,
Bremen 1992, S. 12
When buildings grow lonely, they quietly begin to decay,
to disintegrate, to die. Penetrating water, for example,
transforms material: In its waning, its efflorescence,
there emerges something else, something unconscious.
In the reality of disintegrating, the emergence of the
coloured congealed sands of the visual objects becomes
a sign that gives its signature to what has become
of disintegration, disappearing and reappearing in it:
providing self-evident identity more than seeking
aesthetic contrast, but at the same time objecting to
the concealment, to the suppression of decay and
disappearance.
Rainer B. Schossig, from the catalogue of the Lichthaus-project, Bremen
1992, p. 12
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